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Tesla als Persona non grata im größten Land Amerikas

Die Elektroautomobilindustrie erlebt einen schweren Schock in Kanada, dem größten Land Nordamerikas. Tesla, der amerikanische Gigant im Bereich der Elektrofahrzeuge, wurde vom kanadischen staatlichen Subventionsprogramm ausgeschlossen, nachdem eine Reihe fragwürdiger Praktiken von den Behörden festgestellt wurden. Diese Situation bedeutet deutlich die wachsenden Spannungen zwischen den Akteuren dieser Energiewende und den regulatorischen Institutionen.

Der Skandal um 43 Millionen Dollar in 72 Stunden

Stellen Sie sich vor, Sie verkaufen alle 30 Sekunden ein Elektrofahrzeug, Tag und Nacht, über drei aufeinanderfolgende Tage. Genau das behauptet Tesla, im Fall Kanadas, getan zu haben, zumindest laut den eingereichten Förderanträgen des Unternehmens. Innerhalb von nur 72 Stunden beantragte der Hersteller die exorbitante Summe von 43,1 Millionen kanadischen Dollar (etwa 30 Millionen Euro) im Rahmen des iZEV-Programms für emissionsfreie Fahrzeuge.

Dieser Antrag bedeutet die Äquivalenz von 8.653 verkauften Elektrofahrzeugen an nur einem Wochenende, verteilt auf lediglich vier kanadische Händler. Eine solche Verkaufsleistung weckte sofort die Verdachtsmomente der kanadischen Behörden. In Reaktion darauf ordnete die ehemalige Verkehrsministerin Chrystia Freeland die sofortige Einfrierung aller Zahlungen an Tesla an.

„Sobald ich zur Ministerin für Verkehr ernannt wurde, habe ich das Ministerium gebeten, alle Zahlungen für Tesla-Fahrzeuge auszusetzen, um jede Anfrage einzeln zu überprüfen und zu bestimmen, ob sie alle berechtigt und gültig sind“, erklärte Frau Freeland. „Es werden keine Zahlungen geleistet, solange wir nicht von der Gültigkeit der Anträge überzeugt sind.“

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Unabhängige Händler in Gefangenschaft

Diese Entscheidung hat weitreichende Folgen, die über Tesla hinausgehen. Über 200 unabhängige Händler befinden sich nun in einer angespannten finanziellen Lage. Diese Betriebe hatten das Geld der Subventionen den Kunden vorgestreckt, in der Hoffnung, von dem iZEV-Programm zurückerstattet zu werden. Aufgrund des Einfrierens des Programms waren sie nun nicht in der Lage, 2.295 Rückerstattungsanträge einzureichen, was etwa 10 Millionen kanadischen Dollar (7 Millionen Euro) entspricht.

  • Einige Händler ziehen Entlassungen in Erwägung, um diese unerwarteten Verluste auszugleichen
  • Kleinere Unternehmen sind besonders anfällig für diese Pausierung der Zahlungen
  • Freeland versprach, dass diese Händler letztendlich entschädigt werden
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Diese Situation verdeutlicht die Fragilität eines Systems, in dem Händler als finanzielle Vermittler zwischen staatlichen Programmen und Verbrauchern fungieren.

Eine Geschichte des Regelverstoßes

Es ist nicht das erste Mal, dass Tesla mit den Grenzen der Anreizprogramme spielt. Im Jahr 2019, beim Start des iZEV-Programms, entwickelte Tesla eine clevere Strategie, um die Anforderungen einzuhalten und gleichzeitig die Gewinne zu maximieren.

Um für die Subventionen in Frage zu kommen, musste der Einstiegspreis eines Fahrzeugs wie das Model 3 unter 45.000 kanadischen Dollar liegen. Zu dieser Zeit verkaufte Tesla sein Model 3 SR+ für 52.990 Dollar in Kanada. Die Lösung? Eine spezielle Version für 44.999 Dollar zu schaffen – also genau 1 Dollar unter der Grenze – jedoch mit einer Reichweite von nur 150 Kilometern.

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Dieses „Einsteigermodell“ war praktisch unverkäuflich (Elon Musk hatte selbst erklärt, dass eine Reichweite von 400 Kilometern das Minimum für seine Fahrzeuge sei), aber seine Existenz ermöglichte es, die teureren und beliebteren Versionen des Model 3 für die Subventionen berechtigt zu machen. Das Ergebnis: Die kanadischen Steuerzahler haben ungewollt Tesla seit 2019 mit etwa 713 Millionen kanadischen Dollar subventioniert.

Version Preis Reichweite iZEV-Berechtigung
Model 3 „Compliance“ 44.999 $CAD 150 km Ja
Model 3 SR+ 52.990 $CAD 400+ km Ja (dank der Existenz des Modells „Compliance“)

Die explosive Mischung aus Politik und Geschäften

Der Fall erhält eine zusätzliche Dimension, wenn man den aktuellen politischen Kontext berücksichtigt. Der Tesla-Besitzer Elon Musk hat sich durch umstrittene politische Positionen und provokative Äußerungen hervorgetan, die bei den kanadischen Behörden nicht gut angekommen sind.

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Auf seinem sozialen Netzwerk X (früher Twitter) erklärte Musk unter anderem, dass „Kanada kein richtiges Land sei“ – eine Nachricht, die mittlerweile gelöscht wurde, aber Spuren hinterlassen hat. Seine enge Beziehung zu bestimmten amerikanischen Politikern und seine Opposition gegen amerikanische Regierungsprogramme haben ebenfalls dazu beigetragen, das Image von Tesla in Kanada zu trüben.

Diese Spannungen kulminierten in der Ankündigung von Chrystia Freeland: „Ich habe auch meinem Ministerium befohlen, die Kriterien für die Berechtigung zukünftiger iZEV-Programme zu ändern, um sicherzustellen, dass Tesla-Fahrzeuge nicht für Anreizprogramme berechtigt sind, solange die Vereinigten Staaten illegitime und illegale Zölle gegen Kanada verhängen.“

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Eine Wende in der Einstellung zur Marke

Dieser Vorfall zeigt einen Meinungsumschwung gegenüber Tesla. Früher als das innovative Unternehmen angesehen, das Elektrofahrzeuge demokratisierte, steht die Marke heute vor wachsendem Misstrauen, sowohl von Seiten der Behörden als auch der Verbraucher.

Proteste fanden vor Tesla-Händlern auf beiden Seiten der kanadisch-amerikanischen Grenze statt, und es wurden Vandalenakte gegen Fahrzeuge der Marke gemeldet. Das Land, das einst einer der größten Unterstützer von Tesla durch seine Subventionsprogramme war, ist nun entschlossen, ein Beispiel an dem Unternehmen zu statuieren.

Flavio Volpe, Präsident der kanadischen Verbände der Automobilzulieferer, begrüßte die Untersuchung: „Tesla hat das iZEV-Programm ausgenutzt, indem es heimlich seine in Shanghai produzierten Produkte eingeführt hat, um kanadische Anreize zu absorbieren, während sein CEO auf X erklärte, dass ‚Kanada kein richtiges Land ist‘. Es scheint, als hätten sie ihr eigenes Grab geschaufelt.“

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Diese Situation hebt die Risiken hervor, die mit einem aggressiven Wachstum verbunden sind, das die festgelegten Regeln umgeht. Für Tesla ist es ein harter Schlag auf einem kanadischen Markt, der bislang als günstig galt. Für die gesamte Elektrofahrzeug-Industrie ist es eine Erinnerung daran, dass selbst die mächtigsten Akteure die regulatorischen Rahmenbedingungen einhalten müssen.

Die Tesla-Saga in Kanada illustriert eindrucksvoll die Herausforderungen der Regulierung in einem sich wandelnden Sektor, in dem technologische Innovationen manchmal auf festgelegte Normen treffen und in dem finanzielle Überlegungen zu fragwürdigen Praktiken führen können. Die kommenden Monate werden zeigen, ob dieser Ausschluss vorübergehend ist oder ob er einen nachhaltigen Wendepunkt in der Beziehung zwischen Tesla und dem kanadischen Markt markiert.

antoine Bouquet
antoine Bouquet
Antoine Bouquet ist Redakteur bei MotorNews, wo er seine Leidenschaft für Autos mit seinen soliden journalistischen Fähigkeiten verbindet, die er sich im Laufe seiner akademischen Laufbahn angeeignet hat. Er hat an der Universität Paris-Sorbonne einen Master in Journalismus und Kommunikation absolviert und sich an der Journalistenschule in Lille auf Automobiljournalismus spezialisiert, wodurch er in seinen Texten journalistische Genauigkeit und technisches Fachwissen vereinen kann. Mit seiner mehrjährigen Erfahrung in der Fachpresse ist Antoine für seine Fähigkeit bekannt, die neuesten Innovationen in der Automobilbranche gründlich zu analysieren und diese Informationen gleichzeitig für ein breites Publikum zugänglich und interessant zu machen. Seine Arbeit deckt ein breites Themenspektrum ab, das von Fahrzeugtests über neue Technologien bis hin zu Marktentwicklungen und Umweltfragen der Branche reicht. Für weitere Fragen oder eine Zusammenarbeit können Sie ihn per E-Mail kontaktieren : antoine.bouquet@motornews.fr
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